Heine Friedrich An I.
von Wildungen
Lieblich rauscht im
schattenreichen Thale
Meines Lieblingsbaches
Silberfluth,
Die, geschöpft im grünen
Jägerhuth,
Mich erquickt bei’m
ländlichfrohen Mahle:
Lieblich schallt im
schönerhellten Saale
Rundgesang voll hoher
Freundschaftsgluth,
Freudiger und rascher wallt
das Blut
Bei dem Klange schäumender
Pokale:
Lieblich tönt der Nachtigall
Gesang,
Wenn sie zärtlich den
verirrten Gatten
Zu sich lockt in dichtverwebte
Schatten;
Lieblicher ist deines Liedes
Klang,
Süßer Sänger – laß in frohen
Chören,
Süßer Sänger, laß ihn oft mich
hören!
Heine Friedrich an
Herrn Prof. Justi. 29. Jan. 1793
von Wildungen
O! wie oft (laut tönen meine
Klagen)
Sah ich Frevler, die kein
Lorbeer weiht,
Sich mit sträflicher
Vermessenheit
Auf des Pindus heiligen Gipfel
wagen!
An des Elends öden Strand
verschlagen,
Sah ich oft Verdienst und
Redlichkeit –
Und der Dummheit Flaggen weit
und breit
Hoch empor bis an die Sterne
ragen;
Unmuthsvoll verwünscht’ ich
das Geschick,
Das an Thoren seine Gunst
verschwendet,
Die es Würdgen, ach! so
kärglich spendet:
Aber froh vergeß’ ich bei dem
Glück,
Das die Vorsicht auf mein
Flehn dir schenkte,
Jenes Unmuths, der so tief
mich kränkte!